Lessing theater 2018


Coriolan nach William Shakespeare

bearbeitet von Stephan Engelhardt

 

„Soll ich dem Volk schmeicheln, dann würde ich irgendeinen Freund des Volkes nachäffen.“



‚Coriolan‘ von William Shakespeare erfuhr in der Vergangenheit unterschiedliche Interpretationen. Eine öffentliche Diskussion, die von populistischen Polemiken beherrscht wird, und das Erstarken neuer Parteien, die sich gegen die alten Eliten wenden, geben dem 550 Jahre alten Text eine Aktualität.

 

Ein Narziss und die Volksverführer:

Coriolan hat es geschafft. Er hat die Feinde Roms besiegt. Dafür soll er zum Konsul ernannt werden. Bewundert und geachtet, steht er kurz davor das höchste Amt im Staat zu erlangen. Doch er muss um die Stimme des Volkes bittet. Er soll, wie es die römische Sitte verlangt, seine Kriegswunden zeigen. Sich so zu erniedrigen ist ihm unmöglich. Er ist zu stolz sich bei der feigen Masse anzubiedern.

 

Die Macht und die Gier:

Shakespeares ‚Coriolan‘ berichtet von den Mechanismen der Macht, vom grandiosen Aufstieg einer Persönlichkeit, die an einer Kränkung scheitert, von politischen Intrigen, der Verführbarkeit des Volkes, der Abwesenheit politischer Vernunft und der Katastrophe einer Gesellschaft.

 

 

Der Inhalt:

Aufruhr in der Stadt Rom. Das Volk hungert. Es will Brot. Der Patrizier Menenius beruhigt die Menge, er erzählt die Geschichte vom Magen: die Glieder sind das Volk, der Adel ist der Magen. Er sammelt Getreide in der ganzen Stadt und verteilt es in der Not.

 

Der Senat entscheidet, dass die Plebejer Tribunen wählen dürfen, die ihre Interessen vertreten. Gaius Marcius verspottet die Volksvertreter.

 

 

Da kommt die Nachricht: das Heer der Volsker marschiert unter Führung des Aufidius gegen Rom. Marcius belagert Corioli, die Stadt der Volsker, wird aber im Kampf von seinen Truppen getrennt und von den Feinden eingeschlossen, doch es gelingt ihm, das Stadttor zu öffnen. Corioli fällt und verwundet führt Marcius die Römer zum Sieg. Für seine Tapferkeit in der Schlacht erhält er den Namen ‚Coriolanus‘.

 

Rom jubelt ihm zu. Er soll Konsul werden. Dafür muss er sich von allen Bürgern Roms wählen lassen. Stolz will er nicht darum bitten, nicht seine Wunden zeigen. Die Volkstribunen befürchten, dass der neue Konsul ihnen ihr Amt nimmt, sie hetzen das Volk auf und entziehen Coriolan ihre Zustimmung.

Dieser ist gekränkt und außer sich. Seine Mutter Volumnia bewegt ihn dazu, sich versöhnlich zu zeigen. Und wieder lässt er sich provozieren, beschimpft die

Tribunen und das Volk: „Das ist ein Komplott.“

Daraufhin wird er auf Lebenszeit verbannt. Er verabschiedet sich von seiner Frau und seiner Mutter und verlässt Rom.

 

Antium, eine Stadt der Volsker: In der Nacht betritt Coriolan das Haus seines Gegners Aufidius und verbündet sich mit ihm im Kampf gegen Rom. Erfolgreich führt Coriolan das Volsker-Heer bis an die Mauern der Stadt. Den Bitten seines alten Freundes gegenüber zeigt er sich unbeeindruckt. Die Stadt soll fallen. Seine Mutter Volumnia fällt vor ihm auf die Knie, sie bitte für sich und seine Familie um Schonung. Coriolan lässt sich erweichen und ist zum Frieden bereit.

 

Nach dem schmählichen Frieden für Rom zurück in der Stadt der Volsker wird er als Verräter beschimpft und Aufidius lässt ihn ermorden.

Stephan Engelhardt