In Rom, der ewigen Stadt, verbindet sich Antike oft nahezu nahtlos mit Bauten und Kunstwerken späterer Epochen. Altes wird als Spolien in Neuerem verwendet. Anderswo sind die Spuren nicht so deutlich, weil weniger unmittelbar.
Die Renaissance, die Wiedergeburt der Antike ist vielleicht am augenfälligsten in der bildenden Kunst in ihrer Abkehr von dem, was wir als Mittelalter bezeichnen, deutlich. Die gotische Madonna mit ihrer S-Kurve weicht dem Kontrapost der Antike, gotische Türmchen und Spitzbogen werden von klassischen Säulen und Giebeln abgelöst.
Michelangelo wird in seiner Menschendarstellung von der 1507 in Neros Goldenem Haus gefundenen Laokoon-Gruppe beeinflusst und Andrea Palladio orientiert sich an Vitruv.
Österreich ist nicht unbedingt ein Land der Renaissance, aber zweifellos ein Land des Barock, das die klassische Formen- sprache dramatisch weiterentwickelt. War es in der Renaissance der Kreis, formte ihn das Barock zu Elipse. Dramatik der Komposition und Darstellung wird angestrebt: gebogene, geschwungene Linien, gleichsam von Windmaschinen aufgeblähte Gewänder, Bewegung allenthalben. Und man orientiert sich an Griechisch-Römischem, sodass sogar die allerchristlichen Kaiser in römischen Uniformen erscheinen.
Wenn man an einer Schule unterrichtet, die sich mitten im Ringstraßenareal befindet, kommt man nicht umhin, die ungeheure Ansammlung antiker Elemente, die mehr oder weniger alle Ringstraßen-bauten zieren, zu bewundern. Von den klassischen Eierstäben über griechische Säulen und Giebel zu den allegorisierenden Damen über Hauseingängen und auf Dächern. Die Antike ist überall - mehr einfach nachgeahmt, weniger weiterentwickelt als im Barock, aber sehr prägend für Wien