In den Geschichten der Mythologie werden - ähnlich wie in der Bibel - menschliche Grundtypen und Grundsituationen jenseits von einer Verankerung in Zeit und Raum dargestellt. Sie manifestieren sich in Werken der Literatur von den homerischen Epen über die klassischen griechischen Dramen zu den Werken hellenistischer und römischer Dichtkunst. Ovid hat in seinen 'Metamorphosen' vielen wichtigen Mythen maßgeblich eine Gestalt gegeben, die Quelle der Inspiration für zahlreiche Dichter, Librettisten und Künstler gewesen ist und noch immer wirkt.
haben ihre Unsterblichkeit längst bewiesen, indem sie den Monotheismus des Christentums 'überlebt' haben und bis heute fröhliche Urständ feiern: in der Kunst, im Theater und in der Literatur. Sie haben auf eigenartige Weise ihren Platz neben der Dreifaltigkeit und Maria und allen Heiligen behauptet, weil sie ja eigentlich nicht das sind, was wir, die wir vom Monotheismus geprägt sind, unter 'Gott' verstehen. Abgesehen von ihrer Unsterblichkeit haben sie nichts zu bieten, was Gott im jüdischen, christlichen und islamischen Sinn ausmacht. Sie sind nicht die Schöpfer der Welt, sie sind nicht allmächtig, nicht allwissend oder allgegenwärtig. Sie sind menschliche Archetypen, Wesen, in denen wir uns selbst wiederfinden. Und darum erfreuen sie sich bis heute so großer Beliebtheit.
Griechische Götter sind antropomorph. Die menschenverliebten Griechen brauchten sie offensichtlich mehr als alle anderen Völker in dieser Form. Sie haben typische menschliche Eigenschaften, mit denen Menschen sich identifizierten können.
Griechische Götter und Göttinnen sind in uns allen, ihr Verhalten modellhaft - nicht immer im Positiven - für menschliche Verhaltens- weisen.
Die Römer hielten sich für religiosissimi, sehr religiös, weil in ihrem Weltbild Platz für Götter und Göttinnen von überall war. Sie wurden entsprechend ihrer Eigenschaften mit den angestammten Gottheiten gleichgesetzt, also römisch interpretiert. Man wollte dadurch einfach alle Götter gnädig stimmen.
Diese interpretatio Romana
funktionierte sehr gut, bis sie auf Gruppen stießen, die auf ihren einzigen Gott einen Ausschließlichkeits-anspruch stellten: die Juden und später die Christen.
Konflikt vorprogrammiert.
Im römischen Pantheon - hier nicht unbedingt dem wunderbaren Bau dieses Namens in der Stadt Rom - war Platz für viele Götter aus allen Teilen des Imperiums. Ein Vergleich der Eigenschaften genügte für entsprechende Zuordnungen und schon wurde die Gottheit mit einem römischen Namen versehen, was oft die originale Identifizierung erschwert.
Unter all den fremden Kulten sei hier besonders der des Mithras erwähnt, der zeitweilig in starker Konkurrenz mit dem Christentum stand.