Christentum und die Musik - und Latein

Das Christentum und die Musik - und Latein

Älteste Zeugnisse

Das Christentum wird von Anfang an mit Gesang in Verbindung gebracht.

Im Matthäusevangelium (Mt. 26,30) wird nach dem Letzten Abendmahl ein Danklied, ein Hymnus, erwähnt.

Der römische Schriftsteller Plinius schreibt in seiner Funktion als Statthalter von Bithynien (heute Türkei) in seiner Amtskorrespendenz an den Kaiser Trajan (Brief X,96,7) über die Christen, dem ältesten Dokument aus römischer Sicht, sie würden …carmen Christo quasi deo dicere secum invicem…’ , Christus gleichsam als Gott wechselweise ein Lied singen. Das weist darauf hin, dass die Christen von Anfang an bei ihren Zusammenkünften Wechselgesänge verwendeten.

 

Jüdische und heidnische Vorläufer

Dies geht einerseits auf die

- Tradition des Psalmodierens, des Psalmengesangs in den jüdischen Synagogen zurück, die hier einen maßgeblichen Einfluss hatte,

andererseits auf die

- Hymnodik, den kultischen Gebrauch von Hymnen, in der heidnisch-antiken Kultur.

 

Was die Vortragsweisen anbelangt, kann das ‚secum invicem’ auf zwei verschiedene Arten erfolgen:

 - als Antiphon: einem Chor wird von einem Gegenchor mit eingefügten Kehrversen geantwortet.

 - als Responsorium: der Solist singt vor, der Chor antwortet.

 

Ursprünglich wurden nur die Texte der Liturgien überliefert. Da die Sänger ihre Melodien auswendig konnten, bedurfte es nur gewisser Gedächtnisstützen. Diese frühen Notierungen, Neumen genannt, lassen keine genaue Umsetzung zu. Die ersten Niederschriften stammen von ca 900 und geben noch keine exakten Tonhöhen an. Der Rhythmus richtet sich nach dem Sprechrhythmus. Die ersten Ikten (Taktstriche, Schläge) gibt es in der Notation der Renaissance. Erst aus dem 12. Jahrhundert ist eine Übertragung von Notation möglich.

 

Papst Gregor der Große

Bahnbrechende Entwicklung im Bereich der Musik wird Papst Gregor dem Großen (gest. 604) zugeschrieben. Er bemühte sich um eine Vereinheitlichung der Liturgie und gründete die Schola Cantorum in Rom. Vorhandene Gesänge wurden gesammelt und aufgezeichnet.

Dass sie einstimmig aufgezeichnet wurden, besagt nicht unbedingt, dass sie nur einstimmig gesungen wurden. Sie bildeten zweifellos die Grundlage für die frühe Mehrstimmigkeit.

Ursprünglich war allerdings offenbar keine instrumentale Begleitung vorgesehen.

 

Der Gottesdienst

Die Gottesdienstfeier, wie sie über die Jahrhunderte tradiert wurde, ist einerseits beeinflusst

 - von jüdischen Elementen der Synagogenfeier, besonders die Schriftlesungen und Erklärungen (Predigt) im Wortgottesdienst,

- anderseits steht die gemeinsame Feier des Abendmahles seit frühester Zeit im Mittelpunkt.

 

Daraus leiten sich die bis heute bestehenden großen Teile der katholischen Messfeier ab:

- der Wortgottesdienst mit dem Vortrag von einer oder zwei Lesungen aus dem Alten Testament oder Schriften des Neuen Testaments abgesehen von den Evangelien und einem Abschnitt aus einem der vier Evangelien mit der anschließenden Predigt einerseits

- und die Eucharistiefeier mit der Wandlung und Kommunion sowie dem Schlusssegen

   (Ite, missa est – geht, die Gemeinde ist entlassen – in die Welt geschickt - vgl. Mission) andererseits.

 

Die lateinische Liturgie

Im Westen des Römischen Reiches ergab sich die Notwendigkeit einer lateinischen Liturgie (leitourgia,- Dienst. lat. officium oder servitium). Wahrscheinlich entstanden die ersten Übersetzungen in Nordafrika im 3. Jahrhundert. Papst Damasus (366 - 384), der in so vielen Belangen die weitere Entwicklung der katholischen Kirche prägte, war auch hier von maßgeblichem Einfluss, indem er für die Stadt Rom Latein zur offiziellen Sprache der Liturgie machte.

Allerdings entstanden nach dem Ende des Römischen Reiches in den einzelnen Gebieten verschiedene Formen der Liturgie (z.B. die ambrosianische in Mailand, die mozarabische in Spanien, die gallikanische im Frankenreich).

 

Ab dem 13. Jahrhundert setzte sich das missale, das Messbuch der römischen Kirche, durch. Die heute noch gebräuchliche Form geht auf das Konzil von Trient (1545-1563) zurück, das auch maßgebliche Richtlinien für die Verwendung von Musik im Gottesdienst festlegte. Das missale Romanum, das allgemein verbindliche Messbuch der katholischen Kirche, wurde von Papst Pius V. 1570 veröffentlicht.

Seit dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-64) werden allerdings die Nationalsprachen – von Ausnahmen abgesehen - in der Messfeier verwendet.

 

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