Die Weihnachtsgeschichte 3. Teil

Die Weihnachtsgeschichte - The Real Thing


3. Teil: Das Matthäusevangelium - eine andere Sicht der Dinge


Der Stall von Bethlehem, die Hirten und der Engel - fehlt da nicht noch etwas? Wo sind denn die Heiligen Drei Könige geblieben? Und gab es da nicht auch einen gewissen König Herodes, der dem Kindlein etwas antun wollte?

Ja, all das gibt es im Bericht des Matthäusevangeliums.

Was ist also im Matthäusevangelium anders?

Das Matthäusevangelium ist eindeutig an eine andere Zielgruppe gerichtet: an Judenchristen, also Menschen, die mit dem jüdischen Gesetz und den Prophezeiungen des Alten Testaments wohl vertraut waren. Für sie war eine entsprechende Erfüllung dieser Prophezeiungen besonders wichtig, um Jesus als den Messias akzeptieren zu können. Auch sprachlich weist das Matthäusevangelium stärkere Bezüge zum Hebräischen bzw. Aramäischen auf.

Wer ist dieser Matthäus?

Frühchristlicher Überlieferung nach wird Matthäus mit einem Juden namens Levi, der später Matthäus genannt wurde, gleichgesetzt. Im Evangelium wird er als ehemaliger Zöllner und späterer Apostel bezeichnet. Die Überlieferung berichtet auch von einem Urmatthäus-Evangelium in aramäischer Sprachen. Es haben sich allerdings dafür bis jetzt keine Nachweise finden lassen. Auch die oben genannte Zuweisung wird heute von der Wissenschaft angezweifelt.

 


Die Vorgeschichte

Die Abstammung Jesu

Matthäus fängt mit dem an, was seine Glaubwürdigkeit als Messias bestätigen soll: dem liber generationis Iesu Christi, dem Buch der Abstammung Jesu von König David und darüber hinaus von Abraham - genau genommen jeweils 14 Generationen von Abraham bis David, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft und nochmals bis zu Jesus selbst.

Die Verkündigung seiner Geburt

Kurz erwähnt der Evangelist die unerwartete Schwangerschaft Marias und Josephs Reaktion. Doch durch einen Traum, in dem ihm ein Engel erscheint, der auf eine Prophezeiung des Propheten Jesaja hinweist ( Jes 7,14: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären ...)  akzeptiert Joseph das Kind und nimmt Maria in sein Haus auf.

Dann geht er direkt zur Geburtsgeschichte in Bethlehem über.

Und hier begegnen wir schon lang erwarteten Protagonisten: dem König Herodes und den MAGI:


Mt 2,1-22: die neue Einheitsübersetzung


Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: "In Betlehem in Judäa"; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten:
6 "Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel."
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige!
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
13 Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.
14 Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten.
15 Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.
16 Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er sandte aus und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte.
17 Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist:
18 Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren nicht mehr.
19 Als Herodes gestorben war, siehe, da erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum
20 und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot.
21 Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel.
22 Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus anstelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa
23 und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.

MT 2,1-19: die Vulgata


1 Cum autem natus esset Iesus in Bethlehem Iudaeae in diebus Herodis regis, ecce Magi ab oriente venerunt Hierosolymam

 

2 dicentes: “ Ubi est, qui natus est, rex Iudaeorum? Vidimus enim stellam eius in oriente et venimus adorare eum ”.

 

3 Audiens autem Herodes rex turbatus est et omnis Hierosolyma cum illo;
4 et congregans omnes principes sacerdotum et scribas populi, sciscitabatur ab eis ubi Christus nasceretur.

 

 

5 At illi dixerunt ei: “ In Bethlehem Iudaeae." Sic enim scriptum est per prophetam:

 

6 "Et tu, Bethlehem terra Iudae, nequaquam minima es in principibus Iudae; ex te enim exiet dux, qui reget populum meum Israel".

 

 

7 Tunc Herodes, clam vocatis Magis, diligenter didicit ab eis tempus stellae, quae apparuit eis;

 

8 et mittens illos in Bethlehem dixit: “ Ite et interrogate diligenter de puero; et cum inveneritis, renuntiate mihi, ut et ego veniens adorem eum ”.

 

9 Qui cum audissent regem, abierunt. Et ecce stella, quam viderant in oriente, antecedebat eos, usque dum veniens staret supra, ubi erat puer.

 

10 Videntes autem stellam gavisi sunt gaudio magno valde.
11 Et intrantes domum viderunt puerum cum Maria matre eius, et procidentes adoraverunt eum; et apertis thesauris suis, obtulerunt ei munera, aurum et tus et myrrham.

12 Et responso accepto in somnis, ne redirent ad Herodem, per aliam viam reversi sunt in regionem suam.

13 Qui cum recessissent, ecce angelus Domini apparet in somnis Ioseph dicens:  "Surge et accipe puerum et matrem eius et fuge in Aegyptum et esto ibi, usque dum dicam tibi; futurum est enim, ut Herodes quaerat puerum ad perdendum eum ”.

 

14 Qui consurgens accepit puerum et matrem eius nocte et recessit in Aegyptum

 

15 et erat ibi usque ad obitum Herodis, ut adimpleretur, quod dictum est a Domino per prophetam dicentem: “ Ex Aegypto vocavi filium meum ”.
16 Tunc Herodes videns, quoniam illusus esset a Magis, iratus est valde et mittens occidit omnes pueros, qui erant in Bethlehem et in omnibus finibus eius, a bimatu et infra, secundum tempus, quod exquisierat a Magis.

 

17 Tunc adimpletum est, quod dictum est per Ieremiam prophetam dicentem:
18 “ Vox in Rama audita est, ploratus et ululatus multus: Rachel plorans filios suos,
et noluit consolari, quia non sunt ”.

 

19 Defuncto autem Herode, ecce apparet angelus Domini in somnis Ioseph in Aegypto

 

20 dicens: “ Surge et accipe puerum et matrem eius et vade in terram Israel; defuncti sunt enim, qui quaerebant animam pueri ”.

21 Qui surgens accepit puerum et matrem eius et venit in terram Israel.
22 Audiens autem, quia Archelaus regnaret in Iudaea pro Herode patre suo, timuit illuc ire; et admonitus in somnis, secessit in partes Galilaeae

 

23 et veniens habitavit in civitate, quae vocatur Nazareth, ut adimpleretur, quod dictum est per Prophetas: "Nazaraeus vocabitur ”.



Der Aufbau des Textes

Auch dieser Text besteht aus mehreren Teilen:

  • Mt 2,1-2: Die Sterndeuter kommen zu König Herodes
  • Mt 2,3-6: Herodes zieht Erkundigungen ein
  • Mt 2,7-8: Herodes schickt sie, das Kind zu suchen
  • Mt 2,9-11: Die Sterndeuter finden das Kind und huldigen ihm
  • Mt 2,12: Die Sterndeuter werden durch einen Traum gewarnt und kehren auf einem anderen Weg nach Hause zurück
  • Mt 2,13-15: Joseph wird im Traum gewarnt und flieht mit Maria und dem Kind nach Ägypten
  • Mt 2,16-18: Herodes lässt alle kleinen Knaben ermorden
  • Mt 2,19-23: Nach dem Tod des Herodes kehren Joseph und Maria mit dem Kind zurück.

magier - sterndeuter - könige - weise aus dem morgenland

Der Evangelist nennt die Männer, die da aus dem Osten kommen, um das Kind zu suchen, MAGOI/lat. Magi. Davon leiten sich unsere Wörter Magier und Magie her, doch hat sich die Bedeutung geändert. Diese Magi sind Sternenkundige und kommen wohl aus dem Perserreich, aus Babylonien, dem Land zwischen Euphrat und Tigris, der Wiege der Astronomie - und Astrologie, denn was man am Himmel beobachtete, wurde auch gedeutet.

Sie folgen einer besonderen Himmelserscheinung und suchen einen 'neugeborenen König der Juden'.

Das Evangelium erwähnt keine Dreizahl, doch schon im 3. Jahrhundert vermutete Origenes aufgrund der Geschenke drei Magoi undTertullian bringt sie mit den in Psalm 72,10 erwähnten Königen von Tarschisch, Saba und Seba zusammen.

Die Namen Caspar (Schatzmeister), Melchior (Lichtkönig) und Balthasar (Gottesschutz) sind bereits auf der Darstellung in Sant' Apollinare Nuovo in  Ravenna aus dem 6. Jh. zu lesen, auf der die drei durch ihre phrygischen Mützen und auffällig gemusterten Hosen als Orientalen ausgewiesen sind.

In diesen drei Königen sah man später die Vertreter der damals bekannten Kontinente Europa, Afrika und Asien oder auch die Vertreter der drei Lebensalter - Jüngling, reifer Mann und Greis.

 

Die Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe

haben mehrfach symbolische Bedeutung: für den König, den Priester und Propheten. Dem König wird das Gold zugeordnet. Weihrauch, das Harz des Weihrauchbaumes, war schon in der Antike als kultisches Räucherwerk weit verbreitet. Die Myrrhe, ein wohlriechender, aber bitterer Saft der Balsambäume, hat eine doppelte Bedeutung: als Zutat zu heilenden Salben weist sie Christus als den Heiler, den Heiland aus, als Bestandteil zum Einbalsamieren des Leichnams weist sie auf Christi Leiden und Tod hin. 


Die von den Sternsingern am Türstock angebrachte Inschrift:

20+c+m+b+19

bedeutet übrigens:

Christus Mansionem Benedicat: Christus segne dieses Haus!


der stern von bethlehem

Die Weisen haben einen Stern gesehen und folgen ihm bis nach Bethlehem.

Die Beobachtung des Himmels und der Sterne ist in den alten Hochkulturen von zentraler Bedeutung. Über sie wurden auch Erkenntnisse über den Jahresablauf und das Klima, die wichtig für den Ackerbau etc. waren, gewonnen. Allerdings wurden diese Beobachtungen nicht nur im modernen, rein wissenschaftlichen Sinn verwendet, sonder auch zur Zukunftsdeutung herangezogen. Besondere Himmelserscheinungen begleiten in der Antike immer wieder besondere Ereignisse. Die Juden grenzten sich allerdings stark gegen die sehr verbreitete göttliche Verehrung von Gestirnen ab.

(Deuteronomium 4,19: Wenn du die Augen zum Himmel erhebst und das ganze Himmelsheer siehst, die Sonne, den Mond und die Sterne, dann lass dich nicht verführen! Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen. Der HERR, dein Gott, hat sie allen Völkern unter dem ganzen Himmel zugewiesen.)

Was könnte dieser Stern gewesen sein?

  • ein Komet, wie ihn Giotto nach Beobachtung des Halleyschen Kometen darstellte?
  • eine Supernova?                       oder
  • eine besondere Sternenkonstellation

Der Kirchenschriftsteller Origenes (ca 200 n.Chr.) vermutete als erster einen Kometen. Der Halleysche Komet erschien aber schon 12/11 v. Chr., also zu früh.

Johannes Kepler vermutete nach Beobachtung einer Konjunktion von Jupiter und Saturn und einer Supernova die Entstehung eines neuen Sternes und übertrug diese Beobachtung auf ein vergleichbares Ereignis im Jahr 7/6 v. Chr.

Der österreichische Astronom Konradin Ferrari d'Occieppo deutete die von Kepler beobachtete dreifache Konjunktion von Jupiter und Saturn im Zeichen der Fische folgendermaßen:

Königstern (Jupiter) + Israelschützer (Saturn) = „Im Westen (Sternbild der Fische) ist ein mächtiger König geboren worden.“

Auch hier hat es mangels einer eindeutigen Zuordnung der Aussagen im Matthäusevangelium zahlreiche Spekulationen gegeben.

Der Stern, dem die Weisen folgen, ist jedenfalls fixer Bestandteil der Krippendarstellungen geworden.


herodes der Große

ca. 73 bis 4 v.Chr., König von Judäa, Samaria, Galiläa und angrenzenden Gebieten von römischen Gnaden, aber von seinem Volk nicht wirklich anerkannt, mächtiger und grausamer Herrscher und großer Bauherr.

Herodes stammte aus einer vornehmen idumäischen Familie, aber nicht aus einem der 12 Stämme Israels und wurde daher von seinen Untertanen nicht richtig akzeptiert, da ein König der Juden von David abstammen musste. Von Augustus wurde er als Klientelkönig des römischen Volkes anerkannt.

Er ließ in Jerusalem ein Theater und Amphitheater sowie einen Königspalast errichten, baute die Hafenstadt Caesarea Maritima prächtig aus und baute die Festungen Herodion und Masada.

Um 20 v. Chr. ließ er den sogenannten 2. (Herodianischen) Tempel errichten, der im Jahr 70 n.Chr. von den Römern zerstört wurde.

Er hatte aus seinen zahlreichen Ehen mehrere Söhne, von denen er einige sowie andere Anverwandte in echter hellenistischer Despotenmanier hinrichten ließ, den letzten, seinen ältesten Sohn Antipatros, noch wenige Tage vor seinem Tod.

Sein Herrschaftsgebiet wurde nach seinem Tod unter drei seiner Söhne als Tetrarchen aufgeteil: Archelaos erhielt Judäa, Herodes Antipas Galiläa und Peräa und Philippus den Rest. Keiner erhielt den Königstitel. Da Archelaos, gegen den es von Anfang an von Seiten des Volkes und der römischen Behörden Bedenken gegeben hatte, sich als unfähig und grausam erwies, wurde er abgesetzt und die Provinz Judäa unter einem ritterlichen römischen Statthalter eingerichtet. Das war zur Zeit des Prozesses Jesu Pontius Pilatus, während Herodes Antipas noch in Galiläa herrschte. Daher schickte Pilatus Jesus zu ihm.

Der Herodes im Matthäusevangelium zur Last gelegte Kindermord ist weder bei Flavius Josephus noch bei einer anderen zeitgenössischen Quelle nachzuweisen.

Modell des herodianischen Tempels in Jerusalem


die flucht nach ägypten

Wie weit die Flucht nach Ägypten einen historischen Hintergrund hat, ist umstritten. Sie ist mit dem Bericht des Lukas nicht völlig kompatibel. 

Die Botschaft dieser Flucht nach Ägypten und der Rückkehr von dort ist aber wieder einmal ein deutliches Gegenbild zum Alten Testament.

Der alttestamentarische Joseph wird von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft und beginnt dort ein neues Leben.

Das Volk Israel wird aus der Knechtschaft Ägyptens geführt.

Es wurde auch eine Beziehung zur Aussage des Propheten Hosea hergestellt, der sagt: 'Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen'.

So wird Ägypten bei Matthäus das Land der Zuflucht für die Heilige Familie, das dem dann der Messias in seine Heimat zurückkehrt.


der bethlehemitische kindermord

Die Sterndeuter kommen auf ihrer Suche nach dem neugeborenen König der Juden zu Herodes, der sich sofort durch einen möglichen Rivalen aus dem Hause Davids bedroht fühlt und den Befehl gibt, alle Knaben bis zu zwei Jahren in Bethlehem zu töten.

Wie auch bei vergleichbaren Geschichten führt die Maßnahme nicht zum Erfolg, da Joseph gewarnt wird und mit seiner Familie flieht.

Was geschah wirklich?

Wie weit der Kindermord historisch ist, ist unklar. Herodes beging im Laufe seines Lebens viele Gewalttaten, doch lässt sich in außerbiblischen zeitgenössischen Quellen nichts finden, das auf diesen Kindermord hindeutet. Erst ein spätantikes Zeugnis könnte sich darauf beziehen.

Gibt es hier Bezüge zum Alten Testament?

Ja, in zweifacher Weise:

1) Moses entgeht einem vergleichbaren Befehl des Pharaos, der alle israelitischen Knäblein töten lässt, indem er von seiner Mutter in einem Binsenkorb ausgesetzt und von der Tochter des Pharaos gefunden wird.

2) Als der Pharao nach neun Plagen sich noch immer weigert, die Israeliten ziehen zu lassen, kündet Gott die Tötung der männlichen Erstgeborenen von Mensch und Tier an. Die Israeliten sollen aber ein makelloses einjähriges Tier schlachten und mit seinem Blut die Türpfosten bestreichen. Dann wird Gott die so gekennzeichneten Häuser verschonen.

 

Wieder einmal schließt sich der Kreis der Motive.


träume

Der Geburtsbericht im Matthäusevangelium ist traumgesteuert.

  • Ein Engel erscheint Joseph im Traum und trägt ihm auf, Marias Kind zu akzeptieren, weil es vom Heiligen Geist ist.
  • Den Sterndeutern wird im Traum geboten, nicht zu Herodes zurückzukehren, und sie wählen einen anderen Weg nach Hause.
  • Wieder erscheint Joseph ein Engel im Traum und trägt ihm auf, mit Mutter und Kind nach Ägypten zu fliehen, um der Verfolgung des Herodes zu entgehen.
  • Nach dem Tod des Herodes hat Joseph nochmals eine Engelserscheinung, durch die er beauftragt wird, wieder nach Israel zurückzukehren. Wegen der Gewaltherrschaft des Archelaos geht er mit seiner Familie nach Nazareth in Galiläa.

Durch die Träume, in denen sich göttliches Wirken manifestiert, wendet sich die Situation jeweils zum Guten.

 

Träume hatten in der ganzen Antike einen bedeutenden Stellenwert. Sie wurden - ähnlich wie omina -  oft als Vorhersagen künftigen Geschehens interpretiert und nicht immer richtige gedeutet, bzw. ihre Bedeutung wurde erst im nachhinein klar.

Hier gibt es in den Träumen jeweils einen klaren Auftrag, den die Betroffenen dann auch erfülen.

 


perspektive: whose story is it?

Joseph und seine Träume, der Traum der Sterndeuter, Herodes, der die Schriftgelehrten befragt.

Maria wird nur über ihr Kind definiert: das Kind und seine Mutter kommt fünfmal im Text vor.

Anders als bei Lukas, bei dem

- der Engel bei Maria persönlich erscheint und mit ihr spricht

- sie ihre Tante Elisabeth besucht

- sich die beiden Frauen und ihre Kinder freudvoll begrüßen

- und Maria schließlich das wunderbare Magnificat spricht

- Maria gebiert ihr Kind und wickelt es in Windeln und legt es in eine Krippe

- und nach dem Besuch der Hirten ist sie es, die 'alle diese Worte bewahrte und in ihrem Herzen erwog'.

 

Danke, Lukas! This is HerStory!


jesus christus - gegenbild und antiheld

  • Jesus erscheint nicht als glänzender Heerführer, der kommt die Feinde zu zerschmettern und die Seinen zu befreien
  • er ist das schwache Kind in der Krippe
  • seine Heerscharen die Engel, die den Hirten seine Geburt verkünden
  • seine Geburt wird nicht an die Mächtigen verkündet, sondern an einfache Menschen am unteren Rand der Gesellschaft und Fremde
  • ja, die Mächtigen versuchen sogar ihn zu vernichten
  • er ist kein Porphyrogenetos, kein in den Purpur hineingeborener Herrschersohn
  • sondern findet nicht einmal einen angemessenen Platz um geboren zu werden
  • er ist ein völlig unerwarteter, missverstandener 'König der Juden' - ein Titel, der anklagend und verspottend am Kreuz angebracht werden wird.
  • schon hier wird angedeutet, dass er das 'wahre Opferlamm' ist.

Epiphanie/epiphanas - erscheinung des herrn

Fest der Erscheinung des Herrn ist der offizielle Name des Dreikönigsfestes.

Unter Epiphanie vesteht man in der Antike eine göttliche Erscheinung - ein Ausdruck der auch auf DIVI, vergöttlichte Kaiser angewendet werden konnte.

Im christlichen Sinn ist die Epiphanie die Erscheinung des HERRN als Kind Jesus, dem die Sterndeuter als neugeborenem König huldigen. Sie repräsentieren nach den Hirten, die für die unmittelbare jüdische Umgebung des Messias stehen, die Welt, die dem Kind huldigt und Geschenke bringt.


Bildnachweis:

1. Bamberger Apokalypse: Darstellung des Matthäus

2. Soest: Geburt Christi

3. Textausschnitt aus dem Evangeliar Kaiser Ottos III. Bayerische Staatsbibliothek

4. Die hl. drei Könige, S. Apollinare Nuova, Ravenna

5.Ausschnitt aus Jacopo Bassano: Anbetung der Könige

7. Die hl drei Könige: Von MM - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10515016

8. Giotto: Anbetung des Kindes

9. Herodes, Ausschnitt aus dem Evangeliar Ottos III, Bayerische Staatsbibliothek

10. Modell des herodianischen Tempels, Jerusalem

11. Albrecht Dürer: Flucht nach Ägypten

12. Peter Paul Rubens: der bethlehemitische Kindermord

13. Ausschnitt aus Jacopo Bassano: Anbetung der Könige

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